Erschienen bei FAZ.NET (22.04.2016)
Von Martin Benninghoff
Für die Prince-Enthusiasten der Achtziger Jahre war sein Album „Diamonds and Pearls“ ja schon eine Art Spätwerk des wandelbaren Multiinstrumentalisten. Für mich, der ich Anfang der Neunziger gerade der Grundschule entronnen war, geriet die Erfolgsscheibe zum Startschuss einer Entdeckungsreise durch das Werk dieses Künstlers, dessen Musik mich faszinierte, ja klar, aber der mich auch durch seine divenhafte „Ich tupf mir mal die Stirn und reiche das benetzte Tüchlein generös dem Fan in der ersten Reihe“-Attitüde in den Bann zog. Wow! Und schuld war ausgerechnet der im ersten Höreindruck so wenig prätentiöse Song „Money Don’t Matter 2 Night“.
Als x-te Singleauskopplung war das Lied zwar einigermaßen erfolgreich, es blieb jedoch im Schatten von „Cream“ oder dem Titelsong „Diamonds and Pearls“. Aber das tut dem Song keinen Abbruch, im Gegenteil: Genauso unschuldig und cool, wie der Song nach den großen Hits aus dem Album fiel, klingt er ja auch. Wenige musikalische Mittel, darunter die völlig reduzierte Bass-Schlagzeug-Combo der „New Power Generation“, die bloß akzentuierende zurückgenommene funkige Jazzgitarre, und ein lässig-tiefenentspannter Prince treiben den fast schon monotonen Song mühelos nach vorne. So viel gekonnte Lässigkeit!
Darüber aber explodiert das Lied, und zwar dank der Backing Vocals. Am Anfang noch zurückhaltend, steigern sich unter anderem Prince’ selbst eingesungene Hintergrundgesänge ins fast Hysterische. Derweil marschiert der Song cool weiter. Ich weiß jedenfalls noch, dass ich damals die Repeat-Taste an meiner Stereoanlage entdeckte, sehr zum Leidwesen meiner Familie, die sich das auch immer wieder anhören musste. Wer erklärt den Kindern heute, was eine Stereoanlage ist? Und wer erklärt ihnen künftig, wer Prince war? Der Song könnte dafür geeignet sein: In seinem Soundgewand klingt er erstaunlich zeitlos, fast schon klassisch, was man nicht von jeder Prince-Nummer sagen kann, die nach ihrer Entstehungszeit klingt. „Money Don’t Matter 2 Night“ wird bleiben – mindestens in meinem Gedächtnis. Martin Benninghoff