Kleine Erinnerung an Bud Spencer (erschienen am 28.06.2016 bei FAZ.NET)
Von Martin Benninghoff
Vielleicht mal zur Abwechslung eine Szene, die fast ohne Schlägerei, dafür mit aber mit einem großen Fressen aufwartet: Die beiden Halunken, gespielt – natürlich – von Bud Spencer und Terence Hill, gehen in piekfeinen Anzügen in ein französisches Restaurant, um fürstlich zu speisen. Man ahnt: Das kann nicht gut gehen, zumal die beiden ansonsten eher Bohnen aus der Dose zu sich nehmen.
Und tatsächlich, es knallt, wenn auch zunächst verbal: Kellner: „Dürfte ich etwas vorschlagen?“ Spencer: „Du hörst mit dem Vorschlagen auf und bringst was zu Fressen.“ Kellner, immer konsternierter, später: „Ich hoffe, das kommt den Erwartungen Ihres Gaumens entgegen?“ Hill: Was grinst Du da so dämlich?“
Kurz darauf ist es vorbei mit dem gepflegten Tischgespräch, weil es der Kellner wagt, die Crepes Suzette zu flambieren. Hill: „Wer hat gesagt, dass Du den Kuchen anzünden sollst?“ Spencer spricht zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr, sondern haut dem Kellner mit seinem berühmten Spencer-Move von oben auf den Schädel – freilich derart wenig gewalttätig, dass man diesen Film glatt in einer Grundschule zeigen könnte. Selten wurde Gewalt so harmlos (und nicht verharmlosend) gezeigt wie in den Spencer-Hill-Filmen.
So wäre dann ja auch das Niveau des Filmes „Vier Fäuste für ein Halleluja“, mag mancher einwenden: auf Grundschulkinderklamaukniveau. Aber so einfach ist es nicht: Bud Spencer und Terence Hill haben all das gemacht, was wir alle gerne tun oder tun würden: auf Konventionen pfeifen, roh und unverstellt sein, dabei noch einen coolen Spruch auf den Lippen und die eigenen Launen nur mühsam kaschieren – wenn überhaupt. Dazu so aussehen wie Terence Hill und so viel einstecken können wie Bud Spencer (und nicht andersherum) – ein fleischgewordener Jugendtraum.
Dass zumindest Bud Spencer einen Teil dessen in seinem eigenen Leben sogar gelebt hat, machte ihn da nur umso glaubwürdiger. Spencer ist nun abgetreten, kurz nachdem seine großartige Synchronstimme Wolfgang Hess bereits im April verstorben war. Tschö, Ihr Zwei!