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Religionsstunden für Aleviten

(Erschienen im „Kölner Stadt-Anzeiger“, 2010)

Bekenntnisunterricht wird ausgeweitet – auch an weiterführenden Schulen

VON MARTIN BENNINGHOFF

Düsseldorf. Das nordrhein-westfälische Schulministerium plant die Einführung von alevitischem Religionsunterricht für die Sekundarstufe I. Bisher bieten den islamischen Bekenntnisunterricht landesweit lediglich 15 Grundschulen an. Im kommenden Schuljahr sollen zunächst weitere zehn Grundschulen dazukommen, bevor der Unterricht auch in weiterführenden Schulen an den Start geht.

In den Grundschulen findet der Unterricht bereits seit dem Schuljahr 2008/2009 statt. Zumindest in den Ballungsräumen des Ruhrgebietes und des Rheinlandes haben sich dafür genügend Schülerinnen und Schüler gefunden – insgesamt leben Schätzungen zufolge rund 200 000 Aleviten in Nordrhein-Westfalen.

An einer Schule müssen sich mindestens zwölf Interessierte einfinden, so die Regel des Ministeriums. In Dortmund beispielsweise läuft der Unterricht bereits an sechs Schulen, in Duisburg an vier und in Köln an zwei Schulen. „In Köln hätten wir erwartet, dass mehr Kinder für den alevitischen Religionsunterricht angemeldet werden“, sagt die zuständige Gruppenleiterin im NRW-Schulministerium, Ulla Ohlms. Das Kalkül: Wenn die jetzigen Grundschüler auf die weitergehenden Schulen wechseln, wäre die Nachfrage nach Religionsunterricht in der Sekundarstufe I automatisch gegeben.

Die Lehrplankommission für die Sekundarstufe war im Februar zum ersten Mal zusammengetroffen. Leiterin ist die Bonner Grundschullehrerin Doris Paschen, die bereits die Lehrpläne für den Grundschulunterricht sowie für die Islamkunde verantwortete.

Lehrplan im Rohentwurf

Daneben nehmen noch einige Lehrer sowie der Bildungsbeauftragte der Alevitischen Gemeinde Deutschland (AABF), Ismail Kaplan, teil. Die AABF fungiert als Ansprechpartner für den Staat und hat großen Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung des Lehrplans. Wenn der Rohentwurf fertig ist, haben Verbände und Kirchen Gelegenheit, ihre Kommentare und Stellungnahmen abzugeben. Auch die deutsche Vertretung des in der Türkei großen Alevitenverbandes Cem-Stiftung, kann eine Stellungnahme abgeben, ohne jedoch am Tisch der Kommission zu sitzen. Ein gewichtiger Streitpunkt der beiden alevitischen Verbände ist die Frage, ob das Alevitentum islamisch sei oder eine eigenständige Religion.

Wie schon beim Grundschulunterricht sollen auch für die Sekundarstufe I Lehrer abgeordnet werden – wenn nötig von weiter entfernt liegenden Schulen. Hierin liegt allerdings Konfliktpotenzial, da laut Ohlms keine Schule gerne auf ihre Lehrkräfte verzichte, auch nicht für wenige Stunden die Woche.

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