Heute ein interessanter thematischer Querschnitt in der Süddeutschen Zeitung: Auf Seite 3 geht Thorsten Schmitz dem Phänomen der „Deutschenfeindlichkeit“ von Muslimen an Berliner Schulen nach; und auf der Meinungsseite mokiert sich Heribert Prantl über das aktuell-moderne Gerede vom „christlich-jüdischen“ Abendland, das einzig und alleine dazu diene, Muslime vor die Tür des gemeinsamen Hauses Deutschland zu stellen – und damit auszugrenzen.
Prantl weist zurecht auf die unmögliche Art hin, gesellschaftliche Gruppenkonstruktionen durch Begriffe zu festigen. „Deutschenfeindlichkeit“ von muslimischen Schülern ist vor diesem Hintergrund eine Art Langzeitfolge von Ausgrenzung, ja sicher. Aber das Gerede vom „christlich-jüdischen Abendland“ ist eben auch eine Reaktion auf Gruppenbildungen entlang religiöser Kategorien. Schließlich, so Prantl, sei die Bindestrich-Konstruktion „christlich-jüdisch“ gerade in Deutschland „ominös“ in Anbetracht der Geschichte von „Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Juden“.
Ich halte es für unsinnig, das eine, Ausgrenzung von Einwanderern, gegen das andere, Ausgrenzung von Deutschen, auszuspielen. Prantl: „Ein vertrauensvolles Miteinander entsteht auf diese Weise nicht. Es muss nicht eine ominöse christlich-jüdische Tradition gegen Muslime verteidigt werden, sondern die offene Gesellschaft gegen neue Formen der Ausgrenzung.“