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„Prinzessin Maxima wird die neue Beatrix“

Ein Interview mit dem holländischen Kabarettisten Hans Liberg (erschienen im „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 16.04.2011)

Herr Liberg, kennen Sie einen Witz über die Deutschen?


Hans Liberg: Ja, welche Bücher sind die dünnsten? Bücher über britische Kochkunst, italienische Kriegsführung und deutschen Humor.

Mit Verlaub, der ist nicht taufrisch.

Liberg: Ich bin da vielleicht nicht auf dem neuesten Stand, weil ich die Deutschen ganz anders kennengelernt habe, humorvoll und vor allem interessiert an klassischer Musik.

In Deutschland sind niederländische Komiker beliebt. Kennen die Holländer auch deutsche?


Liberg: Leider kaum. Nur den Hape Kerkeling kennt man ein bisschen, seit er sich als Königin Beatrix vor 20 Jahren verkleidet hat. Die Szene lief gestern Abend übrigens noch zur besten Sendezeit im Fernsehen bei uns. Der ist  aber der einzige!

Was mögen denn die Deutschen am niederländischen Humor?


Liberg: Holländer sind gewöhnt zu improvisieren. Ihr Humor wirkt leichter, und das mögen die Deutschen sehr. Vielleicht weil ihr Humor etwas schwerer ist? Ich merke das in meinem Programm, das ich in Holland und Deutschland, aber auch in Frankreich, England und Belgien spiele: Die Deutschen mögen diese Rudi-Carrell-Art, locker auf die Menschen zuzugehen.

Sie treten in halb Europa auf. Welche Unterschiede haben Sie noch erlebt?


Liberg: Die Deutschen verstehen den musikalischen Teil meines Programms im Vergleich am besten, weil das Publikum eben Beethoven, Mozart und Händel kennt. In Holland funktioniert nur „Für Elise“ (lacht). Dafür mag man in Deutschland den harten Humor weniger, das politisch Unkorrekte, das auch schon mal ordinär daherkommt. Da sind die Holländer eher wie die Engländer. In Deutschland ist die Trennung zwischen Unterhaltung und ernster Musik, „U und E“, sehr strikt.

Königin Beatrix war auf Staatsbesuch in Deutschland. Wie ist das Verhältnis der Holländer zu ihrer Königin?

Liberg: Noch immer ambivalent, aber nicht mehr so kritisch wie früher. Sie macht ihre Aufgabe sehr ernsthaft und gut.

Sie kennen die Königin  persönlich. Auch die Person hinter dem Amt?


Liberg: Ich habe auf ihrem Thronjubiläum gespielt. Sie selbst ist schon formell und sehr korrekt. Zu ihrem verstorbenen Mann Prinz Claus hatte  ich ein persönlicheres Verhältnis. Er hat sich gerne mit mir über Musik unterhalten.  Am herzlichsten ist das Verhältnis zu Maxima, die alle zwei, drei Jahre in meine Show kommt. Sie hat mir gesagt, das sei der beste Integrationskurs, weil ich auch niederländische Volkslieder miteinbeziehe.

Die Frage aller Fragen: Wann wird Kronprinz Willem-Alexander König der Niederlande?


Liberg: Ich denke, spätestens im nächsten Jahr, vielleicht im Frühjahr? Beatrix hat sich noch ein Schloss als Alterssitz renovieren lassen, das ist jetzt fertig. Ich glaube, Willem-Alexander wird ein beliebter König. Die neue Beatrix aber wird die populäre Maxima.

Zum Staatsbankett beim Bundespräsidenten ist Johannes Heesters ausgeladen worden. Wollen die Holländer ihn nicht „rehabilitieren“?


Liberg: Nein, die Holländer halten ihre Klischees fest. Ich habe  Heesters gemeinsam mit Carrell getroffen, und Heesters hat mit 98 mehr getrunken als wir beide zusammen. Aber rehabilitieren? Das fällt den Holländern schwer.

Das Gespräch führte Martin Benninghoff

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