Eine Glosse zum Weltnichtrauchertag (FTD 31. Mai 2012)
Von Martin Benninghoff
Merkwürdig, dass sie rauchen, schließlich werden Sie seit Jahren mit Informationen über die schädlichen Wirkungen von Nikotin und Teer bombardiert – so auch erneut zum Weltnichtrauchertag an diesem Donnerstag. Eigentlich müssten Sie doch geheilt sein: Rauchen schädige die Atemwege, die Lunge und das Herz-Kreislauf-System. Darüber hinaus begünstige es Krebserkrankungen. Hunderttausende seien an den direkten Folgen gestorben, Tausende durch Passivrauchen, sagen Experten. Und so weiter. Nur, eingefleischte Raucher tangiert das peripher. Man weiß um sein Unglück, sieht es aber noch hinterm Horizont. Und kommt langsam Stress ob der Gefahren auf, na, dann raucht man eben eine, um sich zu entspannen. Daraus wird erst ein Ritual, dann Tradition. Echte Rauchtumspflege also.
Eine effektivere Abschreckung liefert dagegen Frau Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum, die sagt: „Die Krebserkrankungen ziehen sich entlang der Rauchstraße durch den gesamten Körper. Es beginnt in der Mundhöhle, wo Lippen, Zunge und der gesamte Rachenraum sowie die Speiseröhre betroffen sein können.“ Oje, da fällt einem die Kippe aus dem Mund: „Rauchstraße!“ Das ist so ziemlich das Letzte, was man über seinen Körper lesen möchte.Wäre diese Methode nicht auch was für andere Süchte? „Suffgasse“ etwa als Bezeichnung für den langen Weg vom Mund über den Rachen bis hin zur Leber, den der Alkohol nimmt. Das hätte was von Spelunke und Zwielicht, von Hafenarbeiterprügelei und Messer an der Kehle. Verdammt ungesund. Oder „Fettrutsche“ für Übergewichtige, die ihren dritten Gyrosteller einwerfen, mit Krautsalat natürlich, der Vitamine wegen. Danach kann es nur abwärtsgehen. Guten Rutsch! Bleibt nur die Frage, ob man das nächste Jahr noch erlebt.