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Wie viel Höcke muss sein?

Der Kommentar ist bei FAZ.NET erschienen.  (21.02.2017)

Von Martin Benninghoff

Der Umgang mit Populisten ist schwer, das zeigt der Fall des AfD-Politikers Björn Höcke. Berichtet man viel über sie, macht man sie groß. Ignorieren geht aber auch nicht.

Bei all der Aufregung um Björn Höcke ist es an der Zeit, daran zu erinnern, dass der Mann weder im Weißen Haus sitzt noch drauf und dran ist, in den Élysée-Palast einzuziehen. Er rüttelt auch nicht am Zaun des Kanzleramtes, er will ja noch nicht einmal für den Bundestag kandidieren. Höcke ist Politiker der AfD, einer Partei, die bislang nicht im Bundestag vertreten ist, und er ist noch nicht einmal deren Bundesvorsitzender, sondern nur der Landes- und Fraktionsvorsitzende in einem relativ kleinen, zumindest aber bevölkerungsschwachen Bundesland: in Thüringen.

Es ist ein Dilemma im Umgang mit rechts- und linksradikalen Populisten: Mit Provokationen sichern sie sich Aufmerksamkeit, die größere Bekanntheit führt zu neuen Anhängern und Wählern, die dadurch gewonnene Relevanz mündet in neuer Aufmerksamkeit. Einen einfachen Ausweg aus diesem Dilemma gibt es nicht. Ignorieren kann man jemandem wie Höcke und seine Äußerungen natürlich nicht. An seiner Person hat sich schließlich ein Richtungskampf in der AfD entzündet.

Deshalb ist es richtig, über ihn zu berichten, seine Äußerungen einzuordnen und Kritiker, auch innerhalb der Partei, zu Wort kommen zu lassen. Allerdings sollte die Bühne, die man jemandem wie Höcke bereitet, seiner tatsächlichen Relevanz entsprechen, eingerahmt von kritischen Nachfragern, die in der Lage sind, seine Thesen und Weltsicht kompetent zu hinterfragen. Sonst besteht die Gefahr, vor allem den Populisten zu dienen.

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